Es gibt Menschen, die liegen uns länger am Herzen als wir es uns selbst eingestehen. Dazu gehören bei Frau Mauz all die Freunde, die irgendwann Teil ihres Lebens waren und es nun nicht mehr sind. Und an all diejenigen richtet sich der folgende Brief.
Auch wenn Sie sich nicht persönlich davon angesprochen fühlen, erinnert Sie dieses Schreiben vielleicht an jemanden, dessen Verlust eine Lücke in Ihrem Herzen hinterlassen hat:
Liebe Menschen,
die ihr einst meine Freunde ward, ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr seid glücklich mit dem Leben, für das ihr euch entschieden habt.
Manchmal kann man nicht dauerhaft denselben Weg beschreiten, auch wenn man sich einst, in einem romantischen Moment, genau dieses Versprechen gab. Wir können nicht unser ganzes Leben im Voraus planen, wenn wir es dennoch versuchen, brauchen wir uns nicht darüber zu wundern, wenn wir dem eigenen Anspruch nicht gerecht werden.
Die Zeit, die wir miteinander verbringen durften, war ein Geschenk, über das wir uns auch jetzt noch freuen sollten. Ab und zu krame ich alte Reiseberichte, Postkarten und Fotos aus meiner Erinnerungskiste mit euch heraus und frage mich, wie es euch geht: Habt ihr den Lebenskurs beibehalten, den ihr zu unseren gemeinsamen Zeiten eingeschlagen hattet?
Im Jahr 2002 verabredete ich mich mit einem guten Freund, zu dem ich in der Zwischenzeit schon lange keinen Kontakt mehr habe, für ein Treffen: In genau zehn Jahren wollten wir uns an der Stelle am Rhein wiedersehen, an der wir uns damals befanden, den Tag und die Uhrzeit dafür legten wir genau fest.
Ich war zehn Jahre später nicht dort, dachte aber an diesem Tag mehrfach an Michael und fragte mich, ob er wohl auf mich wartete. Wären wir uns, wie versprochen, damals noch einmal begegnet, hätte ich ihm mein Versagen auf ganzer Linie eingestehen müssen, da ich keins der, im Jahr 2002 formulierten Ziele, erreicht hatte.
Warum?
Weil ich weder dazu in der Lage war und bin, alleine einen Second-Hand-Laden mit integriertem Familien-Spiele-Café aufzubauen, noch könnte ich dauerhaft das Leben einer Nachteule mit eigenem Tanzclub führen. Und was Liebe und Freundschaft angeht, so gehören immer zwei Personen dazu, diese zu pflegen und dauerhaft aufrecht zu erhalten!
Liebe ehemaligen Freunde, ich wünschte, wir hätten einen Weg gefunden, den Kontakt zueinander zu halten, obwohl wir uns in verschiedene Richtungen entwickelt haben. Die Tatsache, dass wir das nicht hinbekamen, stellt uns allen ein Armutszeugnis aus: Wir waren nicht dazu in der Lage, die Veränderungen des anderen mitzutragen. Stattdessen entschieden wir uns für die leichte Form der Konfliktbewältigung und brachen den Kontakt zueinander ab. Auf diese Weise kann man wunderbar vermeiden, sich mit dem eigenen Weg und den eigenen Zielen auseinander zu setzen.
Solltet ihr nun, viele Jahre später, durch Zufall auf diesen Blogbeitrag stoßen und ihr euch davon persönlich angesprochen fühlen, dann meldet euch doch bei Frau Mauz. Ihr kennt diese natürlich als Sabine und eben jene wird euch auch auf eine persönliche Nachricht auch antworten. Dass sie sich selbst nicht dazu aufrafft, euch zu schreiben, hat einen Grund: Sie ist der festen Überzeugung, ihr wolltet nichts mehr mit ihr zu tun haben. Diese These macht sie an der Tatsache fest, dass die meisten ihrer letzten Briefe an euch unbeantwortet blieben.
Herzliche Grüße,
Eure Frau Mauz
P.S.: Es gibt Personen, zu denen bricht man den Kontakt ab, weil diese unser Vertrauen missbraucht haben. In diesem Fall hilft kein einfacher Brief!
P.S.2: Die einzige Möglichkeit, zerstörtes Vertrauen wiederherzustellen ist, indem man den unbestreitbaren Beweis erbringt, dass man nie Verrat beging. Das gelingt natürlich nur den Personen, die wirklich unschuldig sind.